Zweiter Teil:
No. 6 Alt Solo mit Frauenchor
Alt:
Der Tag
ist ein Lidschlag der Nacht,
Ich esse in ihm
katholisches Gulasch.
Ich fülle ihn
mit Schweigen,
den Tag,
der ein Lidschlag der Nacht ist.
Frauenchor:
Was machen wir nur?
Wir sind nur ein Lidschlag
der Evolution,
Wir sind so selig,
daß das Universum
so groß ist,
später Tote
werden still geboren.
No. 7 Countertenor und Baßsolo
Countertenor:
An eine Tiefe geraten,
in der versunken
die Ewigkeit spielt...
- Etwa zu nachtspäter Stunde
in einem Wasser
eine Musik,
das hätte doch
schon genügt!
Ist es nicht müßig,
immer bei allem
von neuem
den Geist
nachzuvollziehn?
Baß:
Ergründet ist doch längst
ein für allemal:
Mit dem Meißelverzicht
des Sokrates lappte sich
die Vorhaut wie
ein Totenbäffgen, oh
du wegdesignete Knochennähe
im glücklichen Abendländer,
Der Wille will
doch mehr,
Als mit erhobenem
Zeigefinger
Das alles fruchtbar
zu halten.
Countertenor:
In den Gesprächen
immer gute Miene
zu machen,
Wo niemand
aus den kruzifixierten
Kanälen kann,
Wo man eigentlich
längst am Endziel dämmert,
und die Lippen zum
Schlußwort Jahrzehnte
befeuchtet.
Baß zugleich:
Ach, im Kopf zugleich
die Bilder der Dschungelruhe:
Rätselhafte Dickichte,
thaigelbe Abende,
verlorener Grund.
Wo eine Welle,
ein Leben,
wie Hoffnung
ans Gestade schlug -
in den Schlick der letzen Flut,
und dort versickerte.
Countertenor:
Dies wäre ein Bild,
das sich den Tragöden hätte
zu sagen gelohnt,
die mit theoretischen Süchten
auf immer
die Theke bewässern,
und die Krüge klirren lassen ...
Baß:
"Ein jeder nach seiner Fasson!"
Countertenor:
Ein paar Schuhe kaufen,
träumte ich oft allein,
und um die Welt gehen,
und mich später
wieder dazusetzen,
dann onanierte ich aber nur.
Baß zugleich:
Später Tote
werden still geboren.
No. 8 Kleiner Marsch
Bariton:
Cogito, cogito
Cogito ergo sum.
Cogito, cogito
cogito ergo sum.
Sum, sum, sum,
cogito ergo sum.
Sum, sum, sum,
cogito ergo sum.
Wir reden drum ha ha,
wir reden drumherum,
sum, sum, sum,
cogito ergo sum.
Cogito, cogito,
cogito, cogito,
Cogito ergo sum.
Hurra!
Chor:
Weil ich kein Blumenkohl bin,
gibt es viel zu denken!
No. 9 Sopran und Baß Solo
Sopran:
Allein, allein im Land.
Vor den Tanksäulen
Wetterleuchten.
Eben schwächliche
Sonne bewölkt sich
mißlungen.
Ein Neger
im Blaumann
hört eine Tanzmusik:
PRAAAISSS' THE LOOORD
Stare
verzetteln
am Wind.
Baß:
Lichtkegel fluten
den Horizont.
Man scheibenwischt.
Die Landstraße
pinselt sich
arizonal.
Die eher Geliebte
assoziiert sich
kurz.
Man sagt:
Moment, großer
Regen.
Sopran:
Stiehlt sich dann
vom Staub,
und vergißt
sehr viel.
Baß:
... trampt in einen Schweizer Berg.
No. 10 Baß Solo und Chor
Chor:
Gegerbt lugt das Glück
aus den Blumenalben:
Das sind die hellen Tage
vor dem Beruf.
Baß:
Wo sind nun die Himmel,
die mich schlagen
zu reinem Geist?
Ewig sitzt einem das Lamm
im Pelz.
Chor:
Dann stich mit uns ins
Narrenland.
Später dann buhle
bei einer Hure ums
Glück.
Baß:
Ach, immer die Stille
einer Sekunde
und doch der Lärm
des Lebens. Und das Geld!
Augenblickshymnen
kommen
mir nurmehr als Kindsvisionen
gekrochen und
steigen auf ins Nichts
wie chaotische Tiere.
Chor:
Allein jede Zunge,
die dir den Schwanz lutscht,
ist zifferblatt- und zeigerlos.
Ist das nichts?
Baß:
Wer soll das wissen?
Auch Himmel stürzen
hinab, hinab!
No. 11 Countertenor Solo
Mit meinen
alten Hundeaugen
träumte ich
manchmal zu erwachen
aus einem jahrelangen
Zen-Besäufnis.
Etwas Rituelles aus Triangeln
trug mir da die Stunde.
Aber es blies nur der Bambuswind.
Ein letzter Ton
endete dann
das Abendland.
Mit meinen
verlorenen Hundeaugen
lege ich den Tag nun
zu den
beginnenden Träumen
aus Kokain.
No. 12 Sopran Solo mit Männerchor
Sopran:
Wir hatten es
aber doch geschafft,
uns zuzulassen.
Einst betteten wir uns
auf eine Parkbank
und bildeten
manchen Zusammenhang
mit der Nacht
da draußen.
Männerchor:
Und unser gemeinsamer
feuchter Kuß
Zog sogar etwas
an der Haut,
vermutlich liebten wir uns,
denn wir haßten
gemeinsam.
Sopran:
Unseren Gesichtern
entwuchsen dabei
Rosen aus Staub,
die der Wind trocknete,
und wir
entwanden uns
Ehrlichkeiten, flüchtig
und anachron.
Männerchor:
Dann schwiegen wir aber,
und unser Fleisch
klopfte schal aufeinander,
und
wir fingen
leis zu frieren an.
Sopran:
Und betrachteten
unsere wundgerissnen Lippen,
wie der Wind
sie trocknete.
Zum dritten Aufzug des Oratoriums
Zum ersten Aufzug des Oratoriums
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