Mein toter Garten

Als ich im Sommer in den Garten ging,
      war er tot:

Die Blätterpracht hing,
      die Tomaten waren nicht mehr rot.

Das war nicht immer so gewesen,
      wieviele Bücher hab ich in dem Garten gelesen?

Und unter den Pflaumen vergaß ich meine Not,
      doch nun ist mein Garten tot.

Wieviel Wasser hab ich in die Erde getragen,
      wie oft bei Mondlicht die Blumen besprochen,

die Beete besamt, besungen und die Hyazinthen berochen
      und die Käfer von den Beeren geschlagen.

Wieviele Frauen hinter den Nesseln genommen,
      mit ihnen geträumt vom eigenen Brot,

und wie wir Wein stampfen und drei Kinder bekommen,
      doch nun keimt nichts mehr, der Garten ist tot.

Das war schlimm, wie ich so durch den toten Garten ging,
      wie ich stolperte, weil ich mich im öden Geäst verfing.

Was einst Birnen trug und war von Äpfeln rot
      liegt nun starr, zerpflückt zu meinen Füßen, o Gartentod.

Da bin ich noch mal zum Schuppen gegangen,
      wo die Harken und Spaten seit Jahren gehangen, ja,

denn auch meine Geräte zu pflegen
      hatte ich ja nie versäumt,

als plötzlich eine Stimme mich rief:
      "Freund!, mein lieber Freund!"

Es war Frankensteins Braut auf der Flucht
      und sie hat sich mich und meinen Garten ausgesucht:

"Hilfe! Freund, mein lieber Freund!", stöhnte sie fürchterlich, -
      "zwar hab ich mich durch deine Möhren gefressen,

aber wie man verdaut, haben sie mir zu sagen vergessen,
      zeig's mir, und als Gabe dann minne mich,

die rechte Brust ist nämlich noch jungfräulich!"

Da samte ich der Kreatur mitten auf die weiße, dicke Brust,
      bevor sie unter kläglichen Koliken im toten Garten verging,

und ich weiß noch:
      Wie ich mich in ihren Fäden sacht verfing,

Das war in meinem Todesgarten nochmal eine große Lust.


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